Ullrich Eidenmüller 
 

Pressespiegel

Wer viel reist, kann viel erzählen
PFORZHEIMER ZEITUNG 22.07.2002

Es kann Zufall oder Berechnung gewesen sein: Als das "Guidomobil" am Samstag in die Karlsruher Kaiserstraße einbiegt, ist es 12.48 Uhr. 18 Minuten später als geplant. Ob Guido Westerwelle es bemerkt hat? Wahrscheinlich nicht. Denn der FDP-Politiker, der als Kanzlerkandidat auftritt, nach der Bundestagswahl im September wieder an der Regierung beteiligt sein will und dessen Partei dies mit "Projekt 18" umschreibt, blickt nicht zur Uhr. Er schaut nach vorn. 

In Karlsruhe, seiner ersten Station an diesem Samstag, steigt er aus dem zwölf Meter langen, gelb-blauen Wohnmobil aus und sieht, dass nicht nur Ex-Außenminister Klaus Kinkel und FDP-Kandidat Ulrich Eidenmüller auf ihn warten, sondern auch viele Schaulustige und eine Schar von Demons-tranten, die sich "Rote Antifa Karlsruhe" nennen. Sie tragen schwarze Anzüge, Sonnenbrillen und Papp-Schilder mit der Aufschrift "Mir ist langweilig, werde ich jetzt auch Kanzlerkandidat?" oder "Eure Armut kotzt uns an". Später sagt Guid! o Westerwelle, dass es für seine "Guidomobiltour" durch Deutschland "ein Auftakt nach Maß" war: gutes Wetter, Bombenstimmung, viel Zulauf. Und dass er enttäuscht gewesen wäre, wenn es in einer Universitätsstadt keine Proteste gegeben hätte. "Das zeigt, dass wir ernst genommen werden." 

Bis 26. August unterwegs 

Bis zum 26. August wird der FDP-Bundesvorsitzende quer durch Deutschland fahren. In einem Gefährt, das die Liberalen gebraucht und für 60 000 Euro einem Ehepaar aus Südbaden abgekauft haben. Die Wagenfarbe ist neu, die blauen Lampenschirme auf Messingständern mit der 18-Prozent-Aufschrift und das CPS-Navigationssystem auch. "Das Guidomobil ist jetzt schon Kult", glaubt Westerwelle. 

Wenn er den Beifahrersitz aus grauem Kunstleder nach einer Umdrehung von fast 90 Grad einrasten lässt, sieht er ein blaues Dreisitzer-Sofa, ganz hinten im Fond ein blau überzogenes Bett. Dazwischen Sitzecke und Küche. Eiche rustikal. "Wenn Umweltminister Trittin ! nur zwei Minuten lang die Flugbereitschaft benutzt, verbraucht er mehr Benzin als ich während meiner ganzen Tour", sagt er, um Kritiker auszukontern, die ihm vorhalten, dass das "Guidomobil" gut 23 Liter Sprit auf 100 Kilometer braucht. (Die Red.: Das „Fischermobil“ benötigt 28 Liter, das „Schrödermobil“ sogar 30 Liter.)

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